Kunstwerke aus Eis und Schnee
Ein 2 x 2,5 Meter großer Block aus Schnee und Eis, eine Vorlage geschnitzt aus Holz, Werkzeug und talentierte sowie motivierte Schnitz-Künstler. Mehr braucht man eigentlich nicht und binnen weniger Tage werden aus Eis-Quadern kunstvolle Schneefiguren gezaubert. Genau rechtzeitig zum Seefelder Schneefest.
Schneeskulpturen als Highlight
Die Wirte der Seefelder Fußgängerzone laden auch heuer wieder zum alljährigen Schneefest. Am 20. Jänner ist der Seefelder Dorfkern wieder mit Schneebars, verführerischen Drinks und kulinarischen Köstlichkeiten zum „Gute-Laune- Haben“ gefüllt. Selbstverständlich dürfen auch die traditionellen Schneefiguren nicht fehlen. Denn sie machen das Schneefest zu etwas ganz Besonderem.
Motivierte Schnitzschüler
Die Schnitzschüler aus Oberammergau, Garmisch und Berchtesgaden verwirklichen ihre kreativen Ideen wieder in kunstvollen Gebilden. Doch bevor vor Ort tatsächlich losgelegt werden kann, bedarf es einiges an Vorbereitung. „Wir beginnen bereits Wochen vorher in der Schule mit dem Fertigen des Modelles“, erklärt uns Amelie. Sie ist von der Schnitzschule Oberammergau und heuer zum ersten Mal mit bei.
Jedes Jahr bekommen sie ein anderes Thema von den Schulen vorgegeben. Heuer werden die Schüler zum Thema „Wintersportarten“ ihre Ideen verwirklichen. Doch bevor es so weit ist, werden Skizzen gemalt, Styropor- und Holzfiguren geschnitzt, so lange bis schließlich das Vorlage-Modell entsteht und mit diesem im Gepäck die Reise in die Olympiaregion Seefeld angetreten wird. 45 Schüler sind heuer an insgesamt 19 Schneepflöcken am Werkeln. In Leutasch werden heuer wieder sieben und in Seefeld 12 Schneefiguren zu sehen sein.
Drei Tage „Schnitz-Zeit“
Am Montag vor dem Schneefest geht es für die talentierten Künstler los. Sie stellen ihr Modell auf ein kleines Holzbrett vor dem noch klobigen Schneeblock. Im Vergleich zu dem Riesen wirkt das Modell noch winziger, als es eigentlich ist. Dass es als Vorlage dienen und in nur drei Tagen aus dessen Idee eine Schneefigur entstehen soll, ist momentan noch kaum zu glauben.
Doch nicht für die Schüler – sie sind schon ganz motiviert und freuen sich auf die Arbeit. Die folgenden drei Tage sind nämlich ins Detail durchgeplant.
Kalte und nasse Arbeit
Als wir die Schüler am ersten Tag der Arbeit kennenlernen, haben wir vor allem eine Frage, die uns unter den Fingernägeln brennt: Wie schwer ist es tatsächlich, eine Schneefigur anzufertigen? Andi, ein Schnitzschüler der Schnitzschule Berchtesgaden, klärt uns auf. „Das Arbeiten in Schnee und Eis ist eigentlich viel leichter als an Holz oder mit Styropor“, erklärt er uns, während er mit einem Schaber den Schnee wegkratzt und der Schneeblock erste Silhouetten annimmt.
Besen, Schaber, Kratzer, kleine Spachteln als Werkzeuge für Detailarbeiten – das alles haben die Künstler mit dabei. Ihr Werkzeug. Ohne dem geht nämlich gar nichts.
„Der Vorteil am Schnee ist nämlich, dass man Fehler, wenn man sie macht, auch ausbessern kann“, klärt der junge Künstler auf. „Man gibt einfach wieder Schnee drauf, mischt alles mit Wasser und wartet, bis es wieder gefestigt ist und man weiterschnitzen kann. Der Nachteil ist, dass die Arbeit nach einigen Stunden wirklich kalt wird.“
Das können wir uns wahrlich vorstellen. Nach Stunden im Schnee sitzend und mit nassen Handschuhen frieren die Finger. Dennoch ist die Motivation der Schnitzschüler ungebrochen. Woher nehmen sie diese, wenn der Hintern kalt und die Finger halb gefroren scheinen?
„Wenn du an einem so großen Projekt arbeitest und siehst, dass es von Stunde zu Stunde mehr Formen annimmt, dann arbeitest du weiter und spürst die Kälte kaum mehr. Du bist so motiviert das Projekt fertigzustellen, dass du fast alles um dich herum vergisst“, erläutert Kim, eine Schnitzschülerin aus Garmisch, die schon zum dritten Mal dabei ist.
Prächtige Kunstwerke
Als wir am Mittwochnachmittag erneut zu den Schülern kommen, staunen wir nicht schlecht. Die Figuren sind fast schon fertig. Aus Schneeblöcken sind Skifahrer, Langläufer, Skispringer und Eiskunstläufer entstanden. Lebensgroß. Echt. Eindrucksvoll.
Bis zu 2,5 Meter hoch sind die Figuren und sie sind der ganze Stolz der Schnitzkünstler.Die Lehrer der Schulen gehen von Schneefigur zu Schneefigur, schauen ihren Schützlingen über die Schulter und geben mit geschultem Künstlerauge noch den ein oder anderen Tipp, wie Tiefen besser wirken oder wo der ein oder andere „Schneehubbel“ noch ausgeschliffen werden könnte. Doch die Schneefiguren sind so gut wie fertig. Genau rechtzeitig…
Wanderung zu den Schneefiguren
Denn bereits am Donnerstag vor dem Schneefest, den 18. Jänner, findet eine geführte Fackelwanderung zu den geschnitzten Schneefiguren statt. Die Teilnahme ist kostenlos und die Fackeln werden vom Tourismusverband gestellt. Die Nachfrage ist groß und viele Anmeldungen sind schon Wochen vorher eingegangen. Die Schnitzschüler und Lehrer offenbaren bei dem Rundgang Wissenswertes rund um die Vorarbeit und die Erstellung der Figuren, erklären was sie geschnitzt oder sich dabei vorgestellt haben und was sie mit dem entstandenen Kunstwerk aussagen wollen. Auch für Stärkung ist gesorgt – man kann sich an einigen Stationen von traditionellen Schmankerln verwöhnen lassen. Ein einmaliges Erlebnis, welches nicht nur die Arbeit der Künstler würdigt, sondern auch die Schneefiguren in ein ganz besonderes Licht rückt.
Das Seefelder Schneefest
Am Samstag, den 20. Jänner ist es dann so weit. Die Olympiaregion Seefeld lockt mit dem Motto „Wintersportarten“ und lässt so die Besucher hautnah am Wintersport-Erlebnis teilhaben. Die Seefelder Fußgängerzone erstrahlt in eisigem Glanze und lädt mit musikalischen und kulinarischen Highlights zum Feiern ein.
Coole Drinks genießt man am besten an der extralangen, frostigen Schneebar. Winterliche Jahrmarkt-Spiele wie Laser-Biathlon oder eine „Schieß-Bude“ warten darauf, von Klein bis Groß ausprobiert zu werden. Ein weiteres Highlight ist die Voltigier-Gruppe, die die Allerkleinsten zum Schnee-Ponyreiten einlädt sowie das traditionelle Maskenschnitzen der Seefelder Tuifl, bei dem Besucher einen Einblick in die schaurige aber kunstvolle Welt der Krampusse bekommen können.
Neben einem attraktiven Kinderprogramm, kulinarischen Highlights der Seefelder Gastronomie und Live Musik gibt es von 11.00 bis 01.00 Uhr in der Seefelder Fußgängerzone natürlich noch das, was das Fest so besonders macht: die beleuchteten Skulpturen aus Schnee und Eis. Die handgeschnitzten, überlebensgroßen Kunstwerke beeindrucken vor allem durch ihre detaillierte Ausführung, die die Schnitzschüler aus Berchtesgaden, Garmisch und Oberammergau mit viel Liebe zum Detail aus dem Eis meißeln. Die Schneeskulpturen zieren die Seefelder Fußgängerzone und können dort hautnah bestaunt werden.
Fotos: Olympiaregion Seefeld, Heinz Holzknecht